Apotheker-Interview: Gesund fasten – erfolgreich abnehmen!

Die Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) beginnt das Frühjahr mit einer Fastenkur und ausleitenden Heilkräutern. Margit Schlenk, Fachaporthekerin für Phytotherapie und Ernährung teilt in diesem Interview im Rahmen des Fastenkongress das Praxiswissen des Apothekers mit uns – mit überraschenden Details

Gabriele Leonie Bräutigam: „Detox“ – „Abnehmen“ – „Jojo-Effekt“ … wo viel Licht, da viel Schatten. Welche Tipps geben Sie als ganzheitliche Apothekerin für gesundes „Fasten“?

Margit Schlenk:Beim Thema Fasten immer die Zielsetzung des Fastenden berücksichtigen. Als Mittel zum Abnehmen sehe ich Fasten /Heilfasten als nicht geeignet an, da vor allem Muskelgewebe abgebaut wird, wenn man über mehrere Tage dem Körper keine Kalorien zuführt.

„Wird Muskelgewebe abgebaut, so sinkt der Grundumsatz
und der Jojo-Effekt ist vorprogrammiert!“

Aha, will ich den gefürchteten Jojo-Effekt vermeiden, geht das nur mit bilanzierter Diät/reduzierter Kalorienzufuhr. Worin liegt dann die Bedeutung des Fastens? Es kommt ja in fast allen Kulturen vor …

Margit Schlenk: „Spirituell hat das Heilfasten eine eigene Dimension. Für gesunde Menschen spricht nichs dagegen, eine angeleitete Fastenwoche durchzuführen. Physiologisch betrachtet werden beim totalen Fasten vermehrt Ketokörper gebildet, die  einen „psychischen Kick“ zur Folge haben, Das Fastenbrechen muss strukturiert erfolgen, sonst kann es zu Nierenproblemen durch die hohen anfallenden Harnsäurewerte kommen. Durch dieses Fasten kann eine gewisse „Auszeit“ vom Alltag mit gewünschter Selbsreflexion erreicht werden, kann eine Veränderung im alltäglichen Lebenstrott rituell initiiert werden.“

(…Der Sinn des Heilfastens läge demnach eher auf spiritueller Ebene … )

Eine weitere Strategie ist das „Intermittierende Fasten“. Folgt man den Medien ist es der Königsweg zu „Anti-Aging“ und „Traumfigur“. Was sagt der Apotheker dazu?

Margit Schlenk: „Intermittierendes Fasten, wie ich es verstehe, also zwischen den Mahlzeiten strikt 4-6 Stunden nichts zu essen, ist für Gesunde mehr als sinnvoll, da der Insulinspiegel sinkt, man nicht auf „Speichern“ vom Stoffwechselmodus her eingestellt ist, und das Risiko für Übergewicht dadurch vermindert wird.

Zudem wird bei Kalorienknappheit zwischen den Mahlzeiten ein gewisser „Zellerneuerungsefekt“ initiiert, nämlich dass defekte Zellstrukturen und Makromoleküle abgebaut werden und neue , funktionstüchtige Strukturen vermehrt wieder gebildet werden. Ein sinnvoller Prozess also, der vor „Zellmüll“ in gewisser Weise schützen kann.“

Häufig werden unter „Intermittierendem Fasten“ erheblich längere Zeiträume beschrieben:  Das Lifestyle-Magazin „Fit for fun“ schlägt 16 bis 32 Stunden vor, d.h man lässt z.B. das Frühstück ausfallen, isst Mittags normal und abends das letzte Mal gegen 18 Uhr. Das Portal „Zentrum der Gesundheit“ schlägt ähnliche Zeiträume als „Gesunden Essrythmus“ vor. Was meinen Sie dazu?

Margit Schlenk: „Das Frühstück ausfallen zu lassen, ist keine gute Idee, da der Mensch dann morgens nicht leistungsfähig ist. Jeweils 4-6- Stunden zwischen den Hauptmahlzeiten ist ausreichend für die Reparaturvorgänge…“

Nun, vermutlich kommt es wieder darauf an, warum man fastet. Um Abzunehmen oder um zu Regenerieren…

Doch zurück zum Thema. Bei mir geht es ja im Schwerpunkt um die Heilkräuter. Welche Kräuter empfiehlt da die Phytotherapie als Fastenbegleiter?

Margit Schlenk: „Sinnvoll sind der Ackerschachtelhalm für die Niere, der Löwenzahn für die Leber und Galle, die Birke für die Niere, die Goldrute für die Niere, die Kardenwurzel fuer die Galle, natürlich unsere Brennnessel.

Denke aber auch an die Vogelmiere, und für die Lymphe den Rosskastaniensamen, 
Der Koriander ist sehr wichtig v.a. zur Schwermetallausleitung brauche ich ihn unterstuetzend zusammen mit Chlorella. Vergessen wir nicht die Mariendistel den Leberregenerator.“

Würden Sie uns aus Ihrer Erfahrung als Apothekerin (und lebensfroher Mensch) ein Rezept für einen wirklich guten, wohlschmeckenden Fasten-Tee aus heimischen Wildkräutern empfehlen?

Margit Schlenk: „Als heimischen Fastenkräuter-Tee empfehle ich zur Anregung von Niere und Leber eine Mischung aus Birkenblätter, Brennnesselkraut, Löwenzahnwurzel mit Kraut, Zinnkraut und Mädesüßblüten: Von jeder Droge (= getrocknetes Pflanzenmaterial) gleiche Anteile in einer Mischung)  3 – 5 x tgl. eine Tasse mit je 2 TL Teemischung zubereitet).

> Zum Rezept: Fasten-Tee zum Entschlacken

… und wie darf der medizinische Laie die Wirkungsweise der Kräuter auf den Stoffwechsel nun vorstellen?

Margit Schlenk: „Die Kräuter liefern als Vielstoffgemsiche wichtige Inhaltsstoffe für den Zellabbau, die Ausleitung von Abbauprodukten und Verwertung im Rahmen des Sekundärstoffwechsels durch Anregung der abbauenden Leberenzyme sowie gleichzeitig aber auch Vitamine, Cofaktoren und Baustoffe für den Zellneuaufbau.

Kräuter stützen zudem durch ihre Inhaltsstoffe (z.B. Glucane und saure Polysacchardie) das Immunsystem durch Anregung der darmassoziierten Immunabwehr. An allen Schleimhäuten erzeugt der Organismus in Folge mehr Fresszellen und natürliche Killerzellen: wertvolle Teile des unspezifischen Immunsystems.“

Nun ist ein Risiko beim Fasten – vor allem wenn man zu schnell zu viel will – Übersäuerung durch Freisetzung von Purinen/Harnsäure. Wie ist das einzuschätzen? Was kann man tun, um „Entgiftungserscheinungen“ zu vermeinden?

Margit Schlenk: „Um einen zu hohen Harnsäurespiegel zu beeinflussen , sind magensaftresistente Basentherapeutika (z.B. Bicanorm, Nephrotrans) geeignet, das Löslichkeitsprodukt für Harnsäure im Urin zu erhöhen und vermehrt gebildetet Harnsäure auszuleiten.

Ebenso eignen sich aquaretische Kräuter, die Urin schneller bilden lassen – Brennessel, Zinnkraut, Birkenblätter – wie in obig empfohlener Teemischung enthalten

Zudem sollen Menschen, welche an erhöhter Harnsäure (Gicht ) leiden, keine Erbse, Bohne, Linse, Spargel, essen.

ERNÄHRUNGS-TIPP: „Übersäuerung“ vermeiden durch „Reduktion der Zellzahl“!

Überall dort, wo aus Kernen und Sprossen neue Pflanzen entshehen, liegt eine hohe Zellzahl, damit ein hoher Gehalt an Erbsubstanz vor, deren Purine zu Harnsäure abgebaut wird. Hohe Zellzahl = viel Desoxyribonukleinsäure, d.h. viele Purine, die zu Harnsäure abgebaut werden. Das bedeutet z.B.

  • atatt Hefeweizen lieber Pils trinken,
  • keine Innereien essen,
  • die Haut von Geflügel entfernen
  • statt kleinen Fischen lieber Stücke von großen Fischen essen
    Es hilft die Reduktion der Zellzahl, die man sich zuführt!

Herbalista’s Randbemerkung: Nun – die Ansätze zum Fasten sind so facettenreich wie der Mensch: Körper, Seele, Geist und Zwischenmenschlich. Heilfasten hat nichts mit Abnehmen zu tun. DETOX bedeutet — nunja — Entrümpeln. Das macht nicht unbedingt Spaß, aber hinterher ist es schöner und es gibt wieder Platz für Neues!

Das Interview führte Gabriele Leonie Bräutigam (Autorin | Wildkräuterexpertin) mit Apothekerin Margit Schlenk.

Zur Person: Apothekerin Margit Schlenk
Fachapothekerin für Offizinpharmazie, Ernährungsberatung, Homöopathie und Naturheilverfahren, Prävention und Gesundheitsförderung, Präventionsmanager WIPIG,
Zertifiziert zur Pharmazeutischen Betreuung von Asthmatikern, Diabetikern und Neurodermitikern. Diabetologisch qualifizierte Apothekerin DDG.
www.nmvitalapotheke.com | www.moritzapotheke.de

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