Baumblüten

„Wenn ich so eine schöne Pflanze wäre … und die Leute würden mich nur wegen meiner Inhaltsstoffe mögen … ich wäre beleidigt.“
Ramona Fischer, Naturheilpraktikerin

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Wer Wildpflanzen allein wegen der Inhaltsstoffe achtet, dem entgeht das Wesentliche: die Lust. Lust ist das treibende Element in unserem Leben. Wenn wir uns so richtig freuen, denken wir nicht an heilsame und aktivierende Endorphine, sondern fühlen – Jippieee! Sind glücklich und vergessen diesen Augenblick nie … Frühlingsgefühle … Baumblüte …

Kurz ist das Baumblütenfest, flüchtig der Genuss, die Geschmäcker sind kostbar. In Japan feiert man den magischen Moment mit dem Hanami. Zu unseren leckersten heimischen Blüten gehören die SCHLEHE (Prunus spinosa) sowie deren domestizierte Verwandten: Die MIRABELLE (Prunus domestica), die SÜSSKIRSCHE (Prunus avium), die SAUERKIRSCHE (Prunus cerasus) und die TRAUBENKIRSCHE (Prunus cerasifera). Alle Blüten von Bäumen, deren Früchte wir essen können, sind ebenfalls essbar.

In der Küche verwenden wir Baumblüten für Sirups, Essenzen, Blütenessige, Schnäpse und zum Aromatisieren Wilder Grüner Smoothies. Besonders gut schmeckt die Kombination mit jungen Wildkräutern wie Giersch und Löwenzahn. Mehr über deren Wirkungsweise erfahrt ihr im Buch „Wilde Grüne Smoothies“.

Inhaltsstoffe: Flavonglykoside, Amygdalin, Cumarinderivate, Gerbstoffe, Säuren, Vitamin C

Eigenschaften: In der Phytotherapie wird die Schlehe angewandt zur Blutreinigung, bei allgemeiner Erschöpfung und ihren Folgeerscheinungen wie Erkältungskrankheiten, unreiner Haut, Magen-Darm-Beschwerden.

  • adstringierend
  • abführend
  • auswurffördernd
  • harntreibend
  • schweißtreibend

STANDORT: Traubenkirsche (nächste 2 Wochen) in Wildpflanzenhecken und am Waldrand, häufig auch in städtischen Bepflanzungen. Schlehe wild und stachelig an Waldrändern, Kirschen und Mirabellen in Gärten und auf Äckern. Der Ahorn ist ein beliebter, weit verbreiteter Stadtbaum. Die Blüten regnen jetzt massenweise auf die Autodächer. Wenn es so weit ist, sind sie allerdings abgeblüht. Ihr wisst aber, wo ihr das nächste Jahr suchen könnt.

SAMMELN: Baumblüten frisch ernten und sofort essen, verarbeiten – oder trocknen. Man erntet die frisch aufgeblühten Baumblüten: Man erkennt sie an den gefüllten Staubgefäßen und daran, dass die Bienen überall fleißig durch den Baum summen. Es darf vorher 24 Stunden nicht geregnet haben, weil der Nektar sonst ausgewaschen ist, die Baumblüte also kein Aroma hat. Während der Blütezeit (ca. 1 Woche) öffnen sich am Baum täglich neue Blüten.

Ein leckeres „StadtBaumblüten-Smoothie-Rezept aus Berlin findet ihr am Freitag auf „Grüne Smoothies“. Den entsprechenden Wilden Grünen „LandBaumblüten-Smoothie“ bei eurer Herbalista.

 

Wilde Grüne Smoothies

Mein erster Grüne Smoothie war ein Löwenzahnsmoothie mit Orange und Apfel. Meine Freundin Ramona, eine sehr begabte Heilpraktikerin und Wirbelsäulenflüstererin servierte ihn zu unserer aller Überraschung vor fünf Jahren zum Frühjahrsanfang: So frisch-grün, wie eine prickelnde Dusche von innen hatte ich noch nie ein Getränk geschmeckt. Beschwingt, satt und glücklich radelte ich durch die laue Frühjahrsluft nach Hause. Das Rezept nahm ich sofort in meine „Grüne Lust“ -Frühjahrskurse auf und nanne es „Viriditas“: „Grünkraft“. So definierte bereits Hildegard von Bingen die Lebensenergie, was für Anfang des 12. Jahrhunderts revolutionär war. Denn da kam die Kraft von Gott allein und Grünzeug galt als giftig – eine angesichts der Hygieneverhältnisse durchaus sinnvolle Definition. Heute wissen wir: Chlorophyll ist die einzige, nahezu unerschöpfliche, regenerative Energiequelle.

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Wie alles begann… die Geburt des Wilden Grünen Smoothies

Allen, die meinen, Smoothies seien diese pappigen süßen Megadrinks sei gesagt: es geht auch anders. In Berlin gibt es ein Portal „Grüne Smoothies“ die sich ausschließlich mit den grünen Power-Getränken beschäftigen. Wir begegneten uns eher zuällig auf Facebook (wer hätte das gedacht): Sie auf der Suche nach Kräuterführerinnen, ich auf der Suche nach neuen Rezept-Ideen. Über die Grüne Smoothie-Bewegung lernte ich dann den Verleger Hans Nietsch kennen, der mit den Büchern von Viktoria Boutenco die Grüne Smoothie-Bibel nach Europa gebracht hat. Kann das Zufall sein? Kaum. Der Der Wilde Grüne Smoothie war geboren… damit er euch das beste Frühjahr eures Lebens beschert!

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Frühlingsanfang

Heute ist Frühlingsanfang. In den Englischen Internaten tragen die Kinder jetzt kurze Hosen/Röcke und Kniestrümpfe. Und ich hab meinen Schreibtisch ins Wilde Grüne ausgelagert. Wie gut, dass der Frühling dieses Jahr so schön ist 🙂

Schreibtisch im Grünen

Schreibtisch im Grünen

Ackerschachtelhalm (equisetum arvense)

Der ACKERSCHACHTHALM  (Equisetum arvense) ist mein Favorit für Schönheit und Anti-Aging. So wenig einladend er aussieht …der Kieselsäure-Booster wirkt kleine Wunder zur allgemeinen Straffung des Gewebes (Krampfadern, Cellulite)  für schöne Haut, glänzendes Haar und feste Fingernägel.

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Ackerschachtelhalm schmeckt überraschend angenehm, mild und mineralisch süß. Gehört in jeden Ü40-Tee, noch beser als Kaltauszug. In größerer Menge auch als Badezusatz. Wer keine Lust auf Kräutertränke hat, gibt eine Hand voll kleingeschnitten ins Mischgemüse, dem er dann eine angenehm herbfrische Note verleiht.

Inhaltsstoffe:

10 Prozent Kieselsäure (!), Kalium, Magnesium, Flavonoide

Eigenschaften:

• straffend
• entwässernd
• Gewebe festigend
• Immunsystem stärkend

Der Ackerschachtelhalm ist von der Kommission E als Arzneipflanze anerkannt.

STANDORT: Wächst an Böschungen, Wald- und Wiesenrändern im (grundwassernahen) Flachland auf Sand- oder Lehmböden. Etwa 30 Zentimeter hoch.
SAMMELN: Im Frühjahr bis in den Herbst, immer nur die jungen, noch weichen Triebe ernten. Regelmäßiges Abernten (3- bis 4-mal pro Jahr) fördert den Nachtrieb. ACHTUNG! Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Sumpf-Schachtelhalm möglich.
Garten-TIPP: Der Kaltauszug (über Nacht in kaltem Wasser eiungeweicht) hilft bei Pflanzen gegen weiße Fliege und Blattläuse. Oleander bevor man Sie im Winter in den Keller stellt einsprühen – und bei Schädlingsbefall wiederholen.

 

„Frühlingsfit“ Spitzwegerich-Apfel-Smoothie

Spitzwegerich-Smoothie

Grün mit versteckten Champignon- und Waldaromen. Durch seine sinnliche Struktur wirkt er angenehm sättigend und gibt deinem Körper das befriedigende Gefühl, rundum gut versorgt zu sein. Dem verschnupften, womöglich von einem zähen Restwinterhusten Genießer sei dieser leckere Grüne Smoothie empfohlen. Der Spitzwegerich wirkt kleine Wunder, wenn es darum geht, die Bronchien wieder flott zu bekommen. Dazu muss man ihn keineswegs als pappigen Hustensaft löffeln, mann kann auch einfach 3-4 Blättchen in den Salat schneiden oder in die Suppe geben (selbst erhitzen ist kein Problem, es geht nicht um die Vitamine sondern um die Schleimstoffe) oder eben schnell einen leckeren Wilden Grünen Smoothie daraus mixen.

ZUTATEN:

• 1 Handvoll Spitzwegerich
• 1 Apfel (säuerlich)
• ½ Banane
• 3 (Innen-)Blätter vom Wirsing
• 1 Schälgurke (oder ½ Salatgurke)
• 0,1 Liter Wasser
• 1 Handvoll Crushed Ice

Ergibt etwa 0,5 Liter.

ZUBEREITUNG:
Spitzwegerich und Wirsingblätter waschen und grob in Stücke schneiden. Apfel waschen und vierteln, dabei Blüte und Stiel entfernen; Kerngehäuse mitverwenden. Banane schälen und grob zerteilen. Gurke waschen und ungeschält grob in Stücke schneiden. Wasser und Crushed Ice in den Mixer füllen. Gurke, Banane, Apfel und Wegerich dazugeben. Mixdauer ca. 30 bis 40 Sekunden im Hochleistungsmixer, für den Küchenmixer Kerngehäuse des Apfels entfernen und Zutaten vorschneiden. Zum Würzen mit Fleur de Sel (noch besser: mit Andensalz) abschmecken.

Guten Appetit!

Rezept aus: „Wilde Grüne Smoothies“. 50 Wildkräuter – 50 Rezepte. Hans Nietsch-Verlag. 3. Auflage 2014

Brennnessel-Flammkuchen

Wir lieben das Elsass. Dort gibt es fantastische Flammkuchen, das Nationalgericht. Jeder variiert sie nach Geschmack, so wie es sich für echte Hausrezepte gehört – und so überraschten wir unsere Elsässischen Gastgeber Pierre und Veronique (zauberhafte Ferienwohnung mit sehr schönem kräuterreichen Selbstversorgergarten) mit leckerem Brennnessel-Flammkuchen à la Herbalista.

Rezept: Brennnessel-Flammkuchen mit Salbeiblüten

Zutaten: (für ca. 4-6 Personen)

  • Flammkuchen-Teig:
  • 750 g Mehl (1/2 normales Mehl, 1/2 doppelgriffiges oder Spätzlemehl)
  • 375 ml Wasser
  • 1/4 Würfel Hefe
  • 1 Prise Zucker, Salz
  • Flammkuchen-Belag:
  • 1 Becher Creme fraiche
  • 1 Becher Schwand
  • 1 große Schüssel Brennnnesselblätter (nach Sonnwend auch Brennnesselsamen)
  • 2-3 fein gewürfelte Zwiebeln
  • 1 EL Olivenöl
  • Meersalz, schwarze Pfefferkörner, nach Gusto Salbeiblüten und Roter Pfeffer.

So gelingt dein Hefeteig garantiert:
1. Lass dem Hefeteig Zeit zum Gehen: ca. 12-24 Stunden.
2. Behandle ihn mit Fingerspitzengefühl! Ein guter Hefeteig muss sich vor dem Backen seidig-glatt anfühlen wie ein „Babypopo“.
3. Ansatz Mehl : Wasser = 2 : 1

Zubereitung:
1/ VORTEIG ist Vorfreude! Abend vorher Hefe zerbröseln und mit etwas handwarmem Wasser und etwas Zucker 5 Minuten zerfallen lassen. Das restliche lauwarme Wasser zugeben, dann ca. 50% des gesiebten Mehls einrühren und mit einem Handtuch abgedeckt in einer großen Schüssel über Nacht an einem warmen Ort gehen lassen. Der Teig ist sehr flüssig.

2/ TEIG: Am Morgen das restliche Mehl einrühren und gut verkneten. Durch das Kneten entsteht eine glatte, elastische Konsistenz, die nur ganz wenig am Schüsselrand klebt. An einem warmen Ort gehen lassen… Man kann mittags den aufgegangenen Teig noch einmal kräftig durchkneten. Je öfter man das macht, desto feiner wird er.

3/ Eine halbe Stunde vor dem Flammofenfest den Teig auf Konsistenz bringen, d.h. so lange esslöffelweise Mehl zugeben, bis er „glatt wie ein Babypopo ist und sich von selbst von der Schüssel löst“. So hat es meine Oma beschrieben. Da die Mehlzugabe je nach Mehl und Luftfeuchtigkeit stark variieren kann, gibt es keine genauen Grammangaben für dieses Gefühl.

4/ Zwiebeln in feine Würfel hacken (ca. 5 mm). Brennnesselblätter abstängeln, blanchieren, ausdrücken, fein hacken, salzen, pfeffern und mit 1 EL Olivenöl geschmeidig vermischen. Wenn es schon Brennnesselsamen gibt, diese einarbeiten. Creme Fraiche und Schwand in einer Schüssel verrühren und ebenfalls mit Salz und Pfeffer abschmecken (ich mach‘ das lieber zu Schluss vor dem Servieren). Alle Einzelkomponenten in hübsche Servierschüsseln geben und vor dem Flammkuchenofen zum Selbstbelegen aufstellen.

5/ Für den Flannkuchen nimmt man ein schneeballgroßes Stück Teig und walzt es auf bemehltem (!) Untergrund aus. Wenn es ca. 1 cm dick ist zieht man es mit den Fingern weiter aus, bis der Fladen höchstens 0,5 cm dick ist. Dann bestreicht man ihn dünn mit der Creme Fraiche-Mischung, verteilt nach Geschmack Zwiebeln und Brennnessel darauf.

6/ Im Flammkuchenofen oder bei 250°C im Rohr (vorheizen) auf einem heißen Schamottestein (Pizzastein) backen. Dauert über echtem Feuer ca. 5 Minuten, im Backofen ca. 15 Minuten.

7/ Mit frisch gestossenem Meersalz und Pfeffer würzen sowie mit Salbeiblüten und Rotem Pfeffer oder etwas anderen (mediterranen, kräftige ätherische Öle haltigen Kräutern – was die Landschaft so hergibt) bestreuen.

Guten Appetit!

Links-Tipps: –> Warum ist die Brennnessel so gesund?
–> Brennnessel-Blanchierwasser als Schönheit-Tonikum!